Im Kleingarten wächst (fast) alles

Zu spießig, zu viele Regeln, Zäune und Gartenzwerge? Von wegen. Ihren schlechten Ruf sind
Schrebergärten längst los. Inzwischen sind sie besonders bei Familien sehr beliebt – und das nicht
erst seit der Pandemie. Wobei Kleingärten gerade in dieser schwierigen Zeit ganz besondere
Zufluchtsorte waren – auch für Familie Harms aus Alt-Wetter. „Da hatte ich Homeschooling, und
danach waren wir fast jeden Tag hier im Garten. Das war super“, erinnert sich der elfjährige Linus.
Hochbeet schon umgegraben.

Garten mit Aussicht
2016 hat Familie Harms ihren Garten beim Kleingartenverein Volmarstein gepachtet. „Wir wollten
immer gern einen Garten haben, und da wir in Alt-Wetter wohnen, haben wir uns auch die Anlage
auf dem Harkortberg angeschaut. Aber dort hat man weder Wasser noch Strom im Garten. Hier hat
es uns sofort gefallen, und damals standen auch noch mehrere Gärten zur Auswahl. Wir haben uns
für diesen hier entschieden, weil man von hier die beste Aussicht hat“, erzählt Svenja Harms.
Zwei Jahre gebuddelt
Weil ihr Garten in Hanglage einige Jahre unbewohnt gewesen war, hatten sie erst einmal alle Hände
voll zu tun, um ihn nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. „Zuerst haben wir nur gebuddelt. Es hat
gedauert, bis wir das erste Mal hier Geburtstag feiern konnten“, erinnert sich Linus. Und Mutter Svenja ergänzt: „Wir haben das Grundstück terrassiert, damit die Kinder auch eine Rasenfläche zum Spielen haben. Wir haben uns langsam von unten nach oben vorgearbeitet, eine Treppe angelegt und ein Hochbeet für das Gemüse gebaut. Das Häuschen, das schon vorhanden war, haben wir abgeschliffen und gestrichen.“ Ganze zwei Jahre dauerte es, bis der Garten soweit gestaltet war, dass Familie Harms nicht mehr nur zum Arbeiten kam, sondern auch zum Genießen und Faulenzen.

Anbauen, ernten, genießen
Apropos Genießen: Die Johannis- und Stachelbeersträucher tragen ordentlich Früchte, ebenso wie
die Apfel- und Kirschbäume. „Von den Beeren koche ich Marmelade. In einem Jahr haben wir von
den Äpfel Saft und Cidre gemacht, aber wir haben auch schon welche verschenkt. Auch die
Himbeerpflanzen wachsen problemlos. Die Beeren kommen nie zuhause an, sondern werden direkt
hier verputzt. Letztes Jahr haben wir Salat im Hochbeet angepflanzt, der riesig geworden ist, und
auch die Kartoffeln sind prima gewachsen“, erzählt Svenja Harms. „Es ist toll, wenn ich mit den
Kindern nach der Schule hier in den Garten fahre. Wir kochen oder grillen dann hier und können
unseren Salat direkt essen.“


Feiern, zelten, lernen
Inzwischen werden regelmäßig Geburtstage im Familiengarten gefeiert, manchmal übernachten die
Harms auch dort – die Kinder natürlich im Zelt. Ein Planschbecken zum Abkühlen, ein hölzernes
Übungspferd für Emma, ein Teich mit Fröschen und Molchen, ein Mini-Baumhaus – eigentlich gibt es
nichts, was dieser Garten vermissen lässt. „Und weil wir Pfadfinder sind, haben wir auch eine
Feuerschale. Wir brauchen das Lagerfeuer“, sagt Svenja Harms und lacht. Mittlerweile kenne sich
ihre Familie sogar mit Vögeln recht gut aus. „Das da sind Meisen“, weiß Emma und zeigt auf zwei
kleine Piepmätze im Apfelbaum. „Aber wir hatten auch schon Gimpel“, meint Linus.
Svenja Harms sitzt auf der Bank vor dem Gartenhäuschen und lässt den Blick schweifen:
„Gartenarbeit macht den Kopf frei. Und wenn man einfach nur entspannen will, dann setzt man sich
hin und macht einfach nichts.“

Heimische Gartenvereine
In Wetter gibt es neben dem Kleingartenverein Volmarstein (Vorsitzende Diana Ernst, Kontakt:
02335/8497063) noch den Kleingärtnerverein Ostland (Vorsitzender Gerd Köhli, Kontakt:
0170/2724239).


Schrebergärten in Herdecke gibt es beim KgV Herdecke-Ende (Vors. Adrian Gruchmann, Kontakt:
0162/5191136) und den KgV Ruhraue Herdecke, (Vors. Thorsten Hoffmann, Kontakt: 0170/9657061).


Aktuell sind keine freien Gärten verfügbar, aber wegen durchaus vorhandener Fluktuation lohnt eine
Nachfrage immer – auch beim Bezirksverband EN der Kleingärtner (Vorsitzender Michael Goldau,
Kontakt: 0163/9733725.)

Quelle: Westfalenpost vom 14.04.2023 Fotos: Elisabeth Semme